Immer wieder kommen PatientInnen zu uns in Fusszentrum, die davon berichten, dass sie nach dem Joggen unter unangenehmen Schmerzen im Bereich der Ferse leiden und aufgrund dieser in ihrem Training bzw. ihrer täglichen Bewegung eingeschränkt sind. Grund dafür ist in vielen Fällen eine plantare Fascitis, besser bekannt als Fersensporn. Der Fersensporn ist ein häufig auftretendes Krankheitsbild. Es handelt sich um eine Entzündung der das Fußgewölbe verspannenden Faszie an ihrem Ansatz am Fersenbein (Abb. 1). Der Schmerz sitzt somit direkt unter der Fußsohle.
Damit das Fußgewölbe seine natürliche Längswölbung beibehält und nicht abflacht, wird es von der sogenannten Plantaraponeurose (Plantarfaszie) gestützt, die ihren Ursprung am inneren Anteil des Fersenbeins hat. Bei einem Fersensporn liegt eine dornartige Knochenveränderung an der Unterseite des Fersenbeins am Ansatz der Plantaraponeurose vor, deren Sehnenplatte überbeansprucht ist. Aufgrund der Überbeanspruchung kommt es zu einer Entzündung, was im Bereich der Innen- und Unterseite der Ferse zu teils starken stechenden Schmerzen führen kann.
Ein Fersensporn kann, muss jedoch nicht zwangsläufig mit einem echten Sporn einhergehen. In vielen Fällen werden die Schmerzen durch die chronische Entzündung verursacht, wobei auch der Schleimbeutel am Fersenbein in Mitleidenschaft gezogen werden kann. In manchen Fällen zeigt sich auf dem Röntgenbild ein deutlich sichtbarer Fersensporn. Zu diesem kommt es, wenn sich durch die Entzündung mikroskopisch kleine Risse in der Sehne bilden (Abb. 2), die zu einer Einblutung in die Umgebung führen. In weiterer Folge kommt es zur Verkalkung der Blutung und zur charakteristischen Spornbildung (Abb. 3).
Vom Fersensporn im Sinne einer Entzündung des Plantarsehnenansatzes am Fersenbein (unterer Fersensporn) ist der obere Fersensporn zu unterscheiden, bei welchem eine Entzündung des Achillessehnenansatzes am Fersenbein vorliegt.
Abhängig vom Erkrankungsstadium können die Beschwerden bei einem unteren Fersensporn unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Typisch sind belastungsabhängige Schmerzen im Fersenbereich. In fortgeschrittenen Stadien können die Schmerzen häufiger auftreten oder permanent vorliegen. Ebenfalls charakteristisch sind morgendliche Anlaufschmerzen, die im Laufe des Tages nachlassen. Um die Ferse zu schonen, gehen PatientInnen häufig am Fußaußenrand. Zudem ist der Ursprung der Plantarsehne am Fersenbein schmerzhaft und reagiert empfindlicher auf Druck und Berührungen.
Anzeichen/Beschwerden: Belastungsabhängige Schmerzen im Fersenbereich, Anlaufschmerzen am Morgen, nach längeren Ruhephasen und bei Trainingsbeginn
Der Fersensporn hat zumeist einen langwierigen Verlauf und kann auf verschiedene Ursachen zurückzuführen sein. Häufig betroffen sind überdurchschnittlich aktive Menschen und SportlerInnen, insbesondere LäuferInnen, bei welchen es aufgrund permanenter Überbelastung zum Fersenschmerz kommt - im Laufe der Zeit bilden sich an der Stelle Verkalkungen, wo das Fersenbein zur Plantarfaszie übergeht, da der Körper diesen stark beanspruchten Bereich stärken möchte. Auch übergewichtige Menschen leiden immer wieder unter einem Fersensporn, da das zusätzliche Körpergewicht starke Zugkräfte am Plantarsehnenansatz verursacht. Zudem sind ältere Menschen betroffen - mit zunehmendem Alter reduziert sich der Fettpolster unter der Ferse und damit auch die stoßdämpfende Wirkung.
Ursachen/Risikofaktoren: Überbelastung, plötzlicher Belastungswechsel, Laufsport, Übergewicht, Alter, falsches Schuhwerk und andere
Grundlagen für eine exakte Diagnose sind die Anamnese und genaue Schilderung der Beschwerden und die klinische Untersuchung, bei welcher der Fuß gründlich inspiziert und abgetastet wird.
Um die Verdachtsdiagnose zu bestätigen und das genaue Ausmaß der Erkrankung zu bestimmen, werden verschiedene bildgebende Untersuchungen durchgeführt: Röntgenbilder im Stehen geben Aufschluss über eine mögliche Fehlbelastung der beanspruchten Ferse, mögliche Fehlstellungen und die Länge und Form des Fersenbeins. Eine Ultraschalluntersuchung der Plantarsehne liefert Informationen über den Zustand der Achillessehne und des benachbarten Schleimbeutels und die Dicke der Plantarfaszie. Im Rahmen einer Verlaufskontrolle kann mittels Ultraschall untersucht werden, wie sich die Entzündung entwickelt bzw. ob diese abklingt. Je nach Situation können noch weitere Untersuchungen sinnvoll sein.
Eine konservative Therapie ist bei einem Fersensporn nach kurzer Zeit zumeist erfolgreich. Es stehen mehrere konservative Therapieansätze zur Verfügung. Die Therapie wird individuell unter genauer Berücksichtigung der jeweiligen Situation und Lebensumstände erstellt. Zu den konservativen Therapiemaßnahmen zählen Physiotherapie, Einlagen, schmerz- und entzündungshemmende Medikamente und Stoßwellentherapie. Letztere kommt jedoch, ebenso wie Kortison- oder Eigenblutinjektionen, eher selten zum Einsatz.
Besonders wichtig ist die Physiotherapie, welche im Fusszentrum Wien von spezialisierten PhysiotherapeutInnen durchgeführt wird. PatientInnen werden hierbei auch in spezielle Dehnungsübungen eingewiesen, welche anschließend mehrmals täglich zu Hause durchgeführt werden müssen. Die Übungen tragen dazu bei, dass die Muskulatur gestärkt und gelockert wird und die schmerzhaften Punkte an der Ferse entlastet werden. Ebenso zu einer Entlastung der schmerzhaften Punkte tragen spezielle Einlagen bei, da sie beim Gehen und Laufen puffern und den direkten Kontakt zwischen der Ferse und dem Boden verhindern.
Weiters ist richtiges Schuhwerk wichtig. In der Ordination erklären wir PatientInnen deswegen genau, worauf sie bei der Schuhwahl achten müssen und welche Schuhe bei alltäglichen und sportlichen Aktivitäten am besten auf die Bedürfnisse des Fußes eingehen.
Auch eine (kurz- bis mittelfristige) Trainingsanpassung kann hilfreich sein. Der Fersenschmerz sollte beim Trainieren nicht vernachlässigt und keinesfalls ignoriert werden. Je nach Ausgangslage erklären wir unseren PatientInnen, wie die überbeanspruchte Ferse beim Sport am besten geschont werden kann und welche Alternativsportarten überlegenswert sind.
Konservative Behandlung: Physiotherapie, Dehnungsübungen, orthopädische Hilfsmittel, schmerz- und entzündungshemmende Medikamente, Stoßwellentherapie, Kortisoninjektionen, Eigenbluttherapie, Schuhberatung und Schuhwechsel, Trainingsanpassung
Eine operative Behandlung stellt bei einem Fersensporn den letzten Ausweg dar und wird nur in Ausnahmefällen durchgeführt. Im Rahmen der Operation werden die Plantaraponeurose und ein Teil der kurzen Fußmuskulatur durchtrennt, anschließend wird der knöcherne Fersensporn schonend abgetragen. Dies ist allerdings nur selten notwendig, da eine Besserung der Beschwerden in fast allen Fällen mit den oben genannten konservativen Therapien erreicht werden kann.