Das Fußskelett bildet die knöcherne Grundlage des Fußes und besteht aus 26 Einzelknochen, die durch zahlreiche Gelenke miteinander verbunden und durch viele Bänder zusammengehalten werden. Ein gesundes Fußskelett weist eine natürliche Fußwölbung auf - diese zeigt sich durch eine natürliche und nach außen gerichtete Krümmung, die von der Ferse bis zum Vorderballen des Fußes reicht. Bei einem Plattfuß fehlt diese Wölbung. Dadurch sinkt der innere Fußrand ab, was dazu führt, dass die gesamte Fußsohle beim Stehen platt auf dem Boden aufliegt. Plattfüße können angeboren oder erworben sein, wobei angeborene Plattfüße verhältnismäßig selten sind.
Der Senkfuß ist eine Vorstufe des Plattfußes. Bei einem Senkfuß hat das Fußskelett seine natürliche Wölbung ebenfalls verloren, im Gegensatz zu einem Plattfuß liegt die Fußsohle hier beim Stehen aber noch nicht ganz auf dem Boden auf.
Ob und welche Beschwerden ein erworbener Plattfuß bereitet hängt von dessen Ursachen und Ausprägungsform ab. Zu Beginn kommt es häufig zu Schmerzen im Bereich vom Innenknöchel, am inneren Fußrand und im Bereich der Fußsohle. Das Längsgewölbe flacht ab und der Vorfuß beginnt nach außen wegzurutschen. Schuhe werden plötzlich viel schneller ausgetreten und Betroffene haben Probleme passende und bequeme Schuhe für den Alltag und Sport zu finden. Es können sich Druckstellen entwickeln, da bestimmte Teile des Fußes stärker belastet werden als bei einem gesunden Fuß. Diese bereiten dann zusätzlich Schmerzen und können das Gehen und bestimmte Bewegungsabläufe erschweren. Gleichzeitig gibt es auch PatientInnen, die beim Gehen keinerlei Beschwerden haben.
Anhand des Plattfußes zeigt sich auch immer wieder, wie komplex der menschliche Bewegungsapparat ist: So kann ein länger bestehender Plattfuß Schmerzen in den Knien oder im Hüftbereich verursachen, da andere Strukturen des Bewegungsapparates die mit der Fehlstellung einhergehende Schwäche des Fußgewölbes auszugleichen versuchen. Gute Gründe, um möglichst früh mit einer geeigneten konservativen Therapie zu beginnen.
Anzeichen/Beschwerden: Schmerzen im Bereich vom Innenknöchel und der Fußsohle und am inneren Fußrand, Druckstellen, Schuhe werden schnell ausgetreten
Ein erworbener Plattfuß kann verschiedene Ursachen haben, darunter die Erkrankung der Tibialis posterior Sehne und eine ungenügende Funktion von Muskeln und Bändern (Muskelschwäche). Beides führt zu einem Einsinken des Fußlängsgewölbes. Auch Übergewicht ist ein Risikofaktor. Weitere mögliche Ursachen sind u.a. langanhaltende Fehl- und Überbelastung, Verletzungen und zu enge Schuhe, in welchen der Fuß und die Zehen zu wenig Platz und Bewegungsspielraum haben.
Ursachen: Erkrankung der Tibialis posterior Sehne, Bänder- und Muskelschwäche, Übergewicht, langanhaltende Fehl- und Überbelastung, Verletzungen, zu enge Schuhe
Im Rahmen der Diagnostik stehen die Anamnese und klinische Untersuchung des Fußes im Vordergrund. Da Plattfüße im Regelfall sehr typische Charakteristika aufweisen, lässt sich eine Diagnose im Regelfall sehr gut durch eine genaue Inspektion des Fußes, eine Untersuchung im Stehen und Sitzen und anhand der Informationen aus dem Anamnesegespräch stellen. Bei der klinischen Untersuchung wird u.a. genau auf die Gewichtsverteilung geachtet und darauf, wie stark die Fußsohle auf dem Boden aufliegt. Eine Röntgenuntersuchung wird durchgeführt, um das genaue Ausmaß der Fehlstellung zu erfassen.
Diagnose: Anamnese, klinische Untersuchung, Röntgenuntersuchung
Die Therapie eines Plattfußes kann konservativ und/oder operativ erfolgen. Im Fusszentrum Wien bieten wir unseren PatientInnen ein vielfältiges Angebot an konservativen Behandlungen an, welche bei Möglichkeit immer ausgeschöpft werden, ehe eine Operation in Betracht gezogen wird. Die Behandlung richtet sich nach unterschiedlichen Faktoren. Ausschlaggebend sind u.a. das Ausmaß der Verformung, auftretende Beschwerden sowie andere mögliche Fußerkrankungen und -deformitäten.
Konservativ lässt sich einerseits mit Physiotherapie und gymnastischen Übungen viel erreichen. Die Therapie wird an die individuelle Situation und Anatomie angepasst und von spezialisierten PhysiotherapeutInnen durchgeführt und ist hilfreich, um die Fuß- und Unterschenkelmuskulatur aufzubauen und zu stärken. Andererseits stehen spezielle Schuheinlagen zur Verfügung. Diese stützen das Längsgewölbe des Fußes und aktivieren jene Fußmuskeln, welche das Längsgewölbe halten. Liegt eine Erkrankung der Tibialis posterior Sehne vor und wird diese frühzeitig erkannt (Stadium I), besteht die Möglichkeit die Entzündung durch eine Gipsruhigstellung und entzündungshemmende Medikamente zu behandeln.
Konservative Therapie: Physiotherapie, Schuheinlagen, Ruhigstellung und medikamentöse Therapie (bei Entzündung der Tibialis posterior Sehne)
Eine Operation kann sinnvoll sein bei PatientInnen mit stark ausgeprägten Plattfüßen, in Fällen, bei welchen sich mit konservativen Therapiemaßnahmen längerfristig keine befriedigende Besserung der Beschwerden zeigt sowie bei PatientInnen mit einer Entzündung der Tibialis posterior Sehne (ab Stadium II). Hierfür stehen je nach Situation unterschiedliche Operationstechniken zur Wahl, die ideale Behandlungsstrategie wird individuell durch eine exakte Diagnose erarbeitet.
Liegt eine Entzündung der Tibialis posterior Sehne in Stadium II vor, wird eine Sehne des Körpers als Ersatz eingezogen, außerdem wird das Fersenbein versetzt. Bei einer Deformität in Stadium III oder IV werden mehrere Gelenke in einer günstigen Position versteift, das Abrollen des Fußes wird dadurch nicht beeinträchtigt. Auch Operationsschritte wie eine Stellungskorrektur im Mittelfuß oder eine Manipulation an der Achillessehne können erforderlich sein.
Es dauert etwa sechs Wochen (Sehnenverlagerung) oder 12 Wochen (Gelenkversteifung) bis die knöchernen Korrekturen ausgeheilt sind. In dieser Zeit sollten PatientInnen den operierten Fuß entlasten. Eine normale Belastung bei sicherem Gangbild ist im Regelfall nach zehn bis 12 Wochen wieder möglich. In der ersten Zeit nach der Operation ist außerdem eine Einlagenversorgung notwendig, um das Fußgewölbe bei jedem Schritt zu stärken und die Korrektur zu stabilisieren.
Wann die volle Sportfähigkeit wieder gegeben ist, hängt von den individuellen Umständen ab und wird ausführlich in der Ordination besprochen.